Geschichte Hamburgs by Krieger Martin
Autor:Krieger, Martin [Krieger, Martin]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783406641619
Herausgeber: C.H.Beck
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00
8. Kommunikation und Kultur im 17. und 18. Jahrhundert
Hamburg entwickelte sich seit dem 17. Jahrhundert, vor allem jedoch im 18. Jahrhundert, zu einem Knotenpunkt der Kommunikation, des Buchhandels und zu einer Pressemetropole im Alten Reich. Das lag nicht zuletzt an der verkehrsgünstigen Lage der Stadt an den Handelsrouten nach Westeuropa und in das Innere des Alten Reiches, so daß aktuelle Nachrichten und Wirtschaftsmeldungen sowie neue kulturelle Trends Hamburg in der Regel rasch erreichten. Grundlage für die Entstehung eines Kommunikationsnetzwerkes war die Etablierung verschiedener Postniederlassungen in Hamburg, die als Übermittler ökonomischer und politischer Informationen von außerhalb fungierten.
Es waren hauptsächlich die Kaufleute, die an dem aktuellen Tagesgeschehen in den bevorzugten Partnerhandelsstädten interessiert waren. Die Informationsvermittlung dürfte anfänglich denn auch zum großen Teil über Kaufleute oder die auswärtigen Gesandten in Hamburg abgelaufen sein. Seit den 1620er Jahren erschienen aber auch die ersten regelmäßigen Zeitungen, wie die «Wöchentliche Zeitung auß mehrerley örther» (1619–1627) oder die «Wochentliche newe Hamburger Zeitung» (1630–1637). Am bedeutendsten war aber zweifellos der «Nordische Mercurius» des universalen Publizisten und Schriftstellers Georg Greilinger, der zwischen 1665 und 1730 in Hamburg erschien. Greilinger war ursprünglich Notar und betätigte sich neben der Herausgabe des «Nordischen Mercurius» auch als Verfasser vieler Gedichte und Epigramme.
Die große Bedeutung von Kommunikation und Medien für Hamburg wurde bereits Mitte des 17. Jahrhunderts von den zeitgenössischen Bildungsträgern erkannt. So spricht beispielsweise der fiktive Diskutant Kallorin in Johann Rists «Monatsgesprächen» im Jahre 1663:
«Und eben dises schätze ich für eine gahr große Glückseligkeit der Stattleute, das sie vermittelst ihrer Zusammenschreibung, Briefewechselung, oder Correspondentz fast alles, was in der Welt geschiehet, können erfahren. Es sind ja die Posten in den großen Stätten, absonderlich in unserem Hamburg dermahßen wol bestellet, das man in gahr kurtzer Zeit, […] aus allen Ländern und Königreichen Briefe und Zeitungen kan haben.»[8]
Von besonderer Bedeutung für die Entstehung von Kommunikationsnetzwerken in Hamburg waren die Informationskanäle der niederländischen Einwanderer, die sich seit dem ausgehenden 16. Jahrhundert in Hamburg niedergelassen hatten. Über deren Kontakte mit der alten Heimat gelangten niederländische Nachrichtenblätter wie der «Harlemsche Courant» oder der «Amsterdamer Courant» an die Elbe und beeinflußten ihrerseits die Entwicklung des Hamburger Zeitungswesens. Auch der Hamburger Buchhandel stand im 17. Jahrhundert sehr stark unter niederländischem Einfluß. «Bey der Börse» existierte über lange Zeiträume die Buchhandlung von P. Arentsz, A. Pietersen, C. de Vlieger und P. Groote.
Neben den gedruckten Medien institutionalisierte sich der Informationsaustausch in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts vor allem in den Tee- und Kaffeehäusern der Stadt. Deren Entstehung ist im Zusammenhang mit einer Veränderung der Konsumgewohnheiten zu betrachten. Wer es sich leisten konnte, trank seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, vor allem aber im darauffolgenden Jahrhundert, statt des Bieres nun Kaffee, Tee oder Kakao; und auch das Rauchen von Tabak wurde immer beliebter. Das erste jener Etablissements wurde im Jahre 1677 von einem Engländer gegründet. Um 1700 existierten bereits sechs Kaffeehäuser in Hamburg, eines davon an der Trostbrücke in unmittelbarer Umgebung der Börse. Hier lagen niederländische und deutschsprachige Zeitungen und Zeitschriften zur Lektüre aus.
Hamburg stellte in der Frühen Neuzeit aber nicht
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